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Gib deiner Kreativität mit Tipps der Illustratorin Isabell Leoson neuen Schwung!

Die immer wiederkehrende Frage – Wie hast du das Malen gelernt? Ich fand es immer schwer, darauf zu antworten. Weißt du, ich habe niemals gelernt zu malen. Ich habe einfach immer weiter gemalt, habe niemals aufgehört, auf meinen Tabellen herumzukritzeln oder Augen in meine Schulbücher zu zeichnen. Ich saß noch zu Hause und habe gezeichnet, als ich eigentlich schon aus diesem Alter raus war.

Vor kurzem habe ich erkannt, dass ich bei allem was ich malte vorausgesetzt habe, dass es schön sein muss. Ich habe immer auf die eine oder andere Art gezeichnet. Immer! Das bedeutet doch automatisch, dass du gut darin bist, oder? Weil ich eben gut in dem bin, was ich tue. Ich kann ein Gesicht malen, vorzugsweise von vorn, und ich weiß, wo ich die Schatten setzen muss. Ich dachte, es wäre schwieriger, ein Gesicht aus einer anderen Perspektive zu malen. Ich konnte keine Hände malen, weil ich das nicht geübt hatte. Genauso konnte ich keine Tiere, Landschaften oder Gebäude zeichnen. Ich wollte diese Motive nicht malen, weil das Ergebnis immer hässlich war, wenn ich es doch einmal versuchte.

Also malte ich weiterhin Gesichter von vorne, weil mir die Leute sagten, ich sei gut in dem, was ich machte. Trotzdem fehlte mir manches Mal die Inspiration. Ich glaube, das passiert, wenn du einfach die gleichen Sachen immer und immer wieder malst, also eigentlich immer nur das machst, was du bereits kannst. Ich merkte, dass ich im Malen nicht mehr weiterlernte, weil ich keine Fortschritte mehr machte. Ich malte einfach immer wieder die gleichen Dinge auf verschiedene Arten. Und es bedeutete mir nichts mehr.

Also begann ich, mehr zu skizzieren, zu testen, hatte meine Schwierigkeiten mit verschiedenen Perspektiven und Winkeln, machte mich schlau über Perspektiven, zeichnete Bilder nach, googelte. Ich habe unzählige Fotos von mir, auf denen ich meinen Kopf in verschiedene Richtungen halte. Ich habe unbeschreiblich hässliche Bilder gemalt. Ich habe Skizzen gemacht, die ich zerrissen habe. Ich habe auf unzählige Leinwände gemalt, aber ich habe mich noch niemals so sehr weiterentwickelt, wie ich es jetzt tue.

Heute ist es so viel einfacher für mich, aus den eingelaufenen Spuren herauszutreten. Und ich mache es auf drei verschiedene Weisen:

• Ich male etwas sehr Einfaches, mit dem ich mich gut fühle und von dem ich weiß, dass ich es kann. Das gibt mir Selbstvertrauen, um etwas Neues zu beginnen.

• Ich skizziere etwas Neues oder versuche, etwas zu malen, was ich vorher noch nie gemalt habe, mit dem Wissen, „Ich schmeiße das danach weg”. Anders gesagt – ich plane nicht, es irgendwem zu zeigen oder erwarte, dass es schön oder realistisch sein muss. Es ist nur für mich.

• Ich recherchiere etwas im Internet, an dem ich lernen möchte, wie man es malen kann, und fertige ein Bild davon an. Zum Beispiel kann ich dafür auch ein Blatt Papier auf den Bildschirm halten und es abpausen. Und schon habe ich etwas Neues gemacht, von dem ich nicht gewusst hatte, dass ich es kann! (Ja, du darfst schummeln.)

Ein anderer guter Tipp: Alles verfügbar haben. Ich habe alle Farben, Pinsel und halbfertigen Bilder in meiner Küche (Ok, die Küche ist vielleicht nicht der beste Platz). Aber so ist es für mich leicht, einfach anzufangen, nichts muss vorbereitet werden. Kunst sollte einfach zugänglich sein in deinem Zuhause! Mir ist bewusst, dass es an Raum mangeln kann (wie gesagt: Küchen-Kunst-Studio), aber wenn du beispielsweise ein Gästezimmer hast, lass die Bilder dort, wo sie sind und stell einen Pinsel in einem Glas Wasser bereit. Wenn du in beengten Wohnverhältnissen lebst, kannst du alles in einer Schublade verstauen, die du einfach rausziehen kannst. Oder du lagerst alles auf einem Regalbrett im Küchenschrank. So kannst du ganz einfach beginnen!

Also, mach einfach eine schnelle Zeichnung, besorg dir eine Leinwand und mache irgendetwas Abstraktes mit deinen Lieblingsfarben oder diesen nagelneuen Farben, die du dich bisher nicht getraut hast, anzubrechen. Male deinen Sessel oder den Wasserhahn. Guck dir an, was andere Leute machen. Schau bei Instagram oder Pinterest. Hol dir deine Inspirationen! Das Wichtigste, was du tun musst, wenn du das Malen lernen willst, ist – zu malen! Und wenn es hässlich wird? Klasse! Denn anders wirst du niemals gut werden.

Produkt-Tipps, um deine Kreativität anzukurbeln

Ein Lichttisch. Damit kannst du Bilder abpausen – du solltest es häufig machen! Es ist eine tolle Möglichkeit zu malen. Zeichne etwas ab, das du vorher schon gemacht hast, und entwickle dein eigenes Werk weiter, male eine Person aus einer Zeitschrift ab oder etwas anderes, an dem du üben möchtest. Es ist sehr einfach und hilft dir, im Malen weiterzukommen.

Acryl oder Ölpapier. Tatsächlich kann man schwere Farben auf Papier verwenden. Ich liebe das. Ich nutze diese Technik, wenn ich ein kleineres Projekt habe. Auf diese Art kannst du dein Werk viel einfacher rahmen, und das gefällt mir sehr. Ich mache das auch, wenn ich eine tolle Idee habe, sie aber erst einmal ausprobieren möchte, bevor ich auf der Leinwand arbeite. Es ist ein großer Vorteil, wenn man zuerst eine Bleistiftskizze machen kann. Ich persönlich glaube, wenn ich nur einen einzigen Bleistift hätte, würde es ein 2B sein. Es ist der absolute Standard, aber vergiss es niemals: 2B!

Acrylfarbe. Sie trocknet schnell, ist einfach von Pinseln zu entfernen, kann mit Wasser verdünnt werden und schont den Geldbeutel. Wenn das nicht DAS Starter-Set zum Malen ist, weiß ich es auch nicht!

Isabell Leoson
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