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Die Buchdesignerin Lisa Benk erzählt ihre Geschichte über Collagen, Inspiration und darüber, wie ein gutes Buchcover aussehen sollte.

Als Buchgestalterin arbeitet Lisa Benk gerne mit Collagen und handschriftlicher Typografie. Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung in den Bereichen Grafikdesign und Kommunikation in Norrköping beschloss sie, nach Stockholm zu ziehen, um dort bei einem Verlag zu arbeiten. Heute ist sie freiberuflich tätig. Folgen Sie Lisa und erfahren Sie mehr über die Gestaltung von Collagen, ihre Arbeitsweise und darüber, wo sie ihre Inspiration findet.

Hallo Lisa, du hast bereits mehrere Buchcover gestaltet. Was zeichnet aus deiner Sicht ein gutes Buchcover aus?

Ich glaube, diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Ein Buchcover sollte ansprechend sein, aber auch etwas über den Inhalt des Buches aussagen. Ein gutes Buchcover muss nicht unbedingt bedeuten, dass es hübsch anzusehen ist. Es gibt natürlich einige Buchcover, die mehr zu bestimmten Genres passen als andere. So beanspruchen beispielsweise Krimis und Thriller in der Regel ein spezifisches, dem Stil entsprechendes Erscheinungsbild, woran der Leser gewöhnt ist. Das Gleiche gilt für Wohlfühlromane. Auch wenn sie nicht unbedingt die ästhetisch ansprechendsten sind, versteht man sofort, worum es geht. Und wenn das passiert, bedeutet das, dass das Buchcover gelungen ist.

PMir persönlich gefällt ein Mix aus Illustrationen und großer Typografie, ungeschnittenem Papier, möglichst bunt, aber nicht zu grell. Ich mag es auch, wenn man das Gefühl hat, dass sowohl das Papier als auch der Einband sorgfältig ausgewählt wurden. Gleichzeitig sollte ein Buchumschlag für die digitale Version tauglich sein, hier vielleicht auch nur als ein Vorschau- oder Miniaturbild. Die Gesamtlösung ist wichtig, in der die verschiedenen Aspekte in Betracht gezogen und berücksichtigt werden!

Du hast das Cover für „Strange Weather in Tokyo“ von Hiromi Kawakami entworfen. Erzähl bitte über deinen Gedankengang bei der Gestaltung des Covers.

Dieses Buch ist eine kleine schöne Liebesgeschichte, und sie wollten ein schlichtes Einbanddesign. Ich versuchte, etwas Zerbrechliches und Berührendes zu finden und darzustellen, und entschied mich daher für eine einfache, symmetrische Komposition. In meinem Design wollte ich das Flair Japans einfangen, ohne es zu offensichtlich zu präsentieren. Deshalb ist der rote Baum auf dem Cover von japanischen Holzstichen inspiriert. Die Typografie erstellte ich von Hand am Computer. Sie ist ziemlich kantig, was für die japanische Schrift charakteristisch ist, aber dennoch mit einfachen Linien. Im Nachhinein stelle ich fest, dass ich Japanisch so verstehe, sowohl in der gesprochenen als auch in der geschriebenen Sprache. Ich habe tatsächlich Japanisch studiert, daher liegt mir dieses Buchcover besonders am Herzen.

Erzähl uns bitte über die Collage und wie du damit arbeitest.

Eine Collage ist ein Bild, das mit verschiedenen Arten von Objekten und Materialien zusammengesetzt wird. Es kann sich um Teile von Fotos handeln, die, wenn man sie kombiniert, zu einem völlig neuen Bild werden. Normalerweise verwende ich Oberflächen, die ich finde und dann in neue Formen schneide. Diese werden später zu einer Illustration, vielleicht für ein Buchcover. Ich habe zum Beispiel ein interessantes eigenes Projekt mit geschnittenen Schalen und Töpfen gemacht. Damals habe ich Zeitschriften durchforstet, um herauszufinden, was für eine hübsche „Emaille“ geeignet wäre, und als ich eine fand, schnitt ich einfach einen kleinen Topf oder eine Schale daraus aus. Es kann auch ein kleiner Teil eines Sofafotos oder einer Wand sein. Wenn man weiß, wonach man sucht, findet man es fast überall.

Wie sollte man bei der Komposition von Bildern vorgehen?

Ich versuche immer, eine Art Gleichgewicht und Harmonie zu schaffen. Es ist schwer, Pauschaltipps zu geben, wie man es perfekt macht, da es oft auf das eigene Bauchgefühl ankommt. Es kann hilfreich sein, das, was man gerade macht, zu fotografieren, auszudrucken, das Bild an die Wand zu hängen und einen Schritt zurückzutreten. Dies ist oft ein guter Weg, ein Gefühl für das Layout zu bekommen und zu sehen, ob es schief oder zu schwer ist. Das Schöne an der Gestaltung von Buchcovern ist, dass man ständig sowohl eine Illustration als auch Typografie gleichzeitig im Auge behalten muss. Man sollte das Ganze im Gleichgewicht halten. Befindet sich der gesamte Text auf der rechten Seite, kann man ihn ausgleichen, indem man den Schwerpunkt der Illustration oder des Bildes auf die linke Seite verlegt.

Falls es Ihnen schwerfällt, dieses Bauchgefühl zu spüren, können Sie sich immer auf das klassische Rastersystem zurückgreifen oder die Drittel-Regel zur harmonischen und ansprechenden Gestaltung anwenden. Teilen Sie die Fläche in drei Teile, sowohl in der Höhe als auch in der Breite, und platzieren Sie das Hauptobjekt dort, wo sich zwei Linien treffen.

Wie arbeitest du mit Text und Layout auf einem Buchcover?

Mir gefällt die handschriftliche Typografie auf Buchumschlägen sehr gut. Ich finde, das verleiht ihnen einen lebendigeren und weniger steifen Ausdruck. Außerdem ist sie sehr vorteilhaft bei der Gestaltung, da man die Größe der Buchstaben sowohl im Verhältnis zueinander als auch in der Anordnung kontrollieren kann, ohne das Gefühl zu verlieren, dass sie eigentlich zusammengehören. Die Typografie wird sozusagen zu einem eigenständigen Bild! Das ist besonders schön, wenn Sie eine Reihe von Buchcovern entwerfen, die miteinander verknüpft werden sollen, aber unterschiedliche Titellängen haben. Ich glaube, es ist einfacher, dieses Problem zu lösen, indem man einfach mit der Hand schreibt und den Text zu einem Teil der Illustration macht, anstatt eine bestimmte Schriftart im Computer zu suchen und zu verwenden.

Wo findest du deine Inspiration?

Ich verbringe viel Zeit auf Pinterest, wo ich alle möglichen Arten von Grafikdesigns speichere und mir dann meine Dateien anschaue. Es macht so viel Spaß, sich die Arbeiten anderer Buchgestalter anzusehen und in Buchläden herumzulaufen, um verschiedene Designs zu entdecken und zu vergleichen. Ich lasse mich davon inspirieren, wie sie Lösungen für die Typografie gefunden und welche Materialien sie verwendet haben. Es ist, als ob man Ideen sammelt, sie mit eigenem Wissen und eigener Kreativität erweitert und weiterentwickelt, und wenn man sie braucht und das richtige Projekt auftaucht, kann man in seinem eigenen Gehirn kramen, interessante und produktive Ideen finden und einige von ihnen zusammenfügen.
Ich lasse mich auch von der Kunst von Paul Gaugain, Henri Matisse und Tove Jansson inspirieren. Auch Farbkombinationen sind meist eine Grundlage im kreativen Prozess. Man sieht eine schöne Farbskala und fängt damit an, mit ihr zu experimentieren. Und dann sind natürlich das Buch selbst, seine Geschichte und die Figuren eine tolle Inspirationsquelle! Was ich an der Buchgestaltung schätze, ist, dass man immer einen Text hat, auf den man zurückgreifen kann und von dem man sich inspirieren lässt. Denn nach den Gesetzen der Physik entsteht nie etwas aus dem Nichts.

Wie kommst du von der Collage zu einem fertigen Bild, das auf einem Buchumschlag gedruckt wird?

Ich schneide Teile aus farbigem Papier, Zeitschriften oder was immer ich zu Hause habe. Ich mache das mit der Schere oder digital mit dem Marquee-Werkzeug in Photoshop. Wenn ich es mit der Hand mache, scanne ich meine Ergebnisse ein, aber immer Stück für Stück! Später füge ich dann alles am Computer zusammen. Ich möchte mich nicht dadurch einschränken lassen, dass ich etwas zusammengeklebt habe, das ich später nicht mehr auseinandernehmen kann. Am Computer kann ich die Dinge flexibel verändern und verschieben, vielleicht die Größe der einzelnen Teile ändern, mit dem Layout experimentieren und so weiter. Manchmal bearbeite ich mein Bild in Photoshop und speichere es mit einem transparenten Hintergrund. Das eigentliche Buchcover erstelle ich immer mithilfe von Adobe InDesign, in dem Bild und Typografie zusammenkommen und an den entsprechenden Stellen platziert werden.

Wenn ich die Typografie von Hand schreibe, dann immer in Schwarz, am besten mit einem Pinsel und Tusche oder einem feinen Filzstift. Anschließend scanne ich sie ein und ändere das Dateiformat in Bitmap (BMP). Auf diese Weise muss ich nicht riskieren, dass die Handschrift verloren geht. Später kann ich die Farbe des Textes in InDesign ändern. Es kommt fast nie vor, dass ich eine feste Vorstellung von einem fertigen Bild habe oder davon, wie etwas „sein soll“. Ich experimentiere gerne und probiere verschiedene Dinge aus. Ich weiß mittlerweile, dass sich am Ende alles zusammenfügt, solange man motiviert ist und weiterarbeitet. Man ändert immer wieder die Farben und verschiebt Objekte, bis es schließlich einen Sinn ergibt. Manchmal wird das Problem über Nacht gelöst, im Schlaf. Ich glaube, das ist der Schlüssel, wenn man mit Buchdesign arbeitet: Die Dinge eine Weile ruhen lassen und dann mit „neuen Augen“ betrachten. Plötzlich fühlt sich etwas, das gestern noch unvollständig war, heute perfekt an.

Weitere Buchcover und Illustrationen von Lisa finden Sie unter lisabenk.se

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